Schritt für Schritt zu neuem Leben

Dass wir ein großer Anhänger vom respektvollen und wertschätzenden Umgang mit Ressourcen sind, vom Wiederverwerten statt Wegwerfen und natürlich vom Upcycling, davon haben wir Euch bereits berichtet, wie z.B. im Zusammenhang mit unserer Mitwirkung am Projekt “Closer” https://belleikat.de/2020/11/26/belle-ikat-spendet-kleider-fur-closer-projekt/, mit der Aktion “Second breathe”https://belleikat.de/2021/03/13/aktion-second-breath-hat-begonnen/ oder mit unserer noch ganz jungen Kooperation mit CLOTHESfriends .

Heute erzählen wir Euch, wie ein ca. einhundert Jahre alter Ikat-Stoff wieder zum Leben erweckt wurde und seine Geschichte weitertragen wird.

Es war einmal in Usbekistan

Von dort stammt er, unser wunderschöner Ikat-Stoff. Wir haben ihn ganz zufällig entdeckt und uns sofort in ihn verliebt. Natürlich trug er die Spuren seines knapp hundertjährigen Lebens, war leicht beschädigt und schon verblasst.. Nun war er müde und erschöpft, aber das unbeschreiblich schöne Leuchten eines langen Lebens war noch deutlich zu erkennen. Und deshalb haben wir beschlossen, ihn zu hegen und zu pflegen und zu neuem Leben zu erwecken. Eine wahre Künstlerin der Färbekunst hat uns dabei geholfen und ein kleines Wunder vollbracht.

Schritt für Schritt zu neuem Leben

Unsere Freundin Anke, Kostümmalerin und Färberin, hat sich des alten Ikat-Stoffs angenommen. Sie prüfte seine Materialeigenschaften, denn Seide beispielsweise reagiert anders als Baumwolle, Leinen oder Kunstfaser.

Um den exakten Farbton für den Färbeprozess zu finden, rührte sie zunächst ein Farbbad aus heißem Wasser und Farbpigmenten an, in dem sie ein kleines Stück des Originalstoffs sanft hin und her bewegte. Anschließend wusch sie es unter fließend kaltem Wasser aus, föhnte es trocken und überprüfte die Übereinstimmung des frisch gefärbten Stoffmusters mit dem Original. Dieser Vorgang wurde mit anderen Farbpigmenten solange wiederholt, bis der Farbton stimmte.

Anschließend erhitzte sie Wasser im großen Färberkessel, rührte den richtigen Farbsud hinein, gab den Originalstoff ins Farbbad und bewegte ihn nun ständig hin und her. Um festzustellen, ob der Stoff den richtigen Farbton angenommen hatte, wurde er immer wieder herausgenommen und eine kleine Ecke trockengeföhnt. Passte der Farbton noch nicht, kam der Stoff zurück ins Farbbad.

Als der Farbton schließlich stimmte, nahm Anke den Stoff vorsichtig aus dem Kessel und wusch ihn so lange aus, bis das Wasser klar und frei von Farbspuren war. Anschließend föhnte sie erneut eine Ecke trocken, um zu prüfen, ob der Stoff auch nach dem Auswaschen noch den richtigen Farbton behalten hatte. Andernfalls hätte sie den Färbeprozess wiederholt. Erst, wenn ein Stoff perfekt gefärbt ist, wird er nass zum Trocknen aufgehängt.

Ende gut, alles gut

Wir finden das Resultat sehr schön und sind glücklich, dass noch ein paar Spuren seines langen Lebens auf unserem Ikat zu finden sind. Und so kann er seine Geschichte an die künftigen Trägerinnen weiter erzählen. Und die werden seine unendliche Wärme und Lebensfreude spüren.